Foto einer Wärmepumpe

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Was die Deutschen über nachhaltiges Bauen und Wohnen denken

Wie die Deutschen dem nachhaltigen Bauen und Wohnen gegenüberstehen, hat das TechnikRadar 2023 untersucht. Vom 4. September bis 12. Oktober 2022 wurden 2.011 zufällig ausgewählte deutschsprachige Personen ab 16 Jahren telefonisch befragt.

TechnikRadar 2023

Wissenschaftliche Langfassung zum Schwerpunkt nachhaltiges Bauen und Wohnen, die ausführlich die Methoden, Befunde und Auswertungen einordnet.

Kurzfassung zum Schwerpunkt nachhaltiges Bauen und Wohnen mit den wichtigsten Befunden

Die Ergebnisse in Kürze

Arbeitsplätze weiter wichtig

Der Krieg in der Ukraine, die Unsicherheit in Europa und die befürchtete Energieknappheit waren im Herbst 2022 allgegenwärtig. Dennoch werden die Prioritäten der Deutschen bei den drängendsten Zukunftsthemen davon kaum beeinflusst. Die Sicherung von Arbeitsplätzen erreicht konstant seit der ersten Befragung auch dieses Jahr Platz 1 der wichtigsten Zukunftsthemen – und das generationsübergreifend. Unsichere Versorgungssituation und rapide steigende Energiepreise – dessen ungeachtet bleibt der Klimaschutz wichtig, wird aber von Themen wie der inneren Sicherheit und dem Datenschutz vom zweiten Rang verdrängt. Die Begrenzung der Preissteigerung für das Wohnen landet dagegen auf einem der hinteren Plätze der abgefragten Themen. Lediglich für Frauen und Geringverdienende ist dies von überdurchschnittlicher Bedeutung. Die Bedeutung der Begrenzung der Klimaerwärmung ist absolut betrachtet im Vergleich zur letzten Befragung gleich geblieben, allerdings ist sie in der mittleren (35–64 Jahre) und ältesten Befragtengruppe (65+) hinter den Erhalt der Inneren Sicherheit und den Datenschutz als zweit- und drittwichtigstes Zukunftsthema auf den vierten Platz gerutscht. Nur in der jüngeren Gruppe (16–34 Jahre) folgt auf den Erhalt von Arbeitsplätzen der Klimaschutz auf Platz 2, gefolgt von Datenschutz auf Platz 3 und innerer Sicherheit auf Platz 4.

Bei umstrittener Technik mitreden

Mitsprache bei gesellschaftsrelevanten Fragen wird immer häufiger eingefordert. Viele Bürger:innen würden es begrüßen, wenn sie von der Politik besser informiert würden und ihren Standpunkt stärker und direkter einbringen könnten. Gerade in Bezug auf technische Entwicklungen und insbesondere auf umstrittene Techniken ist in der Bevölkerung der Wunsch nach stärkerer Partizipation hoch. Dies bestätigt auch das TechnikRadar 2023: Zwei Drittel der Deutschen (66,8 %) stimmen der Aussage „Über die Zukunft umstrittener Techniken sollten Bürger:innen stärker mitentscheiden dürfen“ sehr stark oder eher zu; ein Viertel (25,1 %) ist dieser Aussage gegenüber ambivalent, nur 8,1 % lehnen sie ab. Dabei gibt es bedeutende Unterschiede in der Bevölkerung. Während sich Frauen und Männer in dieser Frage nur minimal unterscheiden, zeigen sich erhebliche Zusammenhänge mit Alter, Bildung und Einkommen. Auffallend ist, dass gerade ältere Menschen sowie Personen mit niedriger formaler Bildung und niedrigem Haushaltseinkommen mehr Beteiligung einfordern. Dabei handelt es sich um die Gruppen, die bei Beteiligungsverfahren normalerweise eher unterrepräsentiert sind.

Erneuerbare Energien nützlich

Im aktuellen TechnikRadar haben die Befragten Einschätzungen zu Risiko und Nutzen von neuen Technologien abgegeben. Der zunehmende Einsatz von erneuerbaren Energien wird als nützlichste Maßnahme eingestuft. Vergleichbar positiv wird nur der Nutzen von Gebäudesanierungen bewertet. Die größten Risiken nehmen die Befragten dagegen in der Robotik (hier bezogen auf den Bausektor beziehungsweise die Pflege) wahr. Während die Nutzeneinschätzung in der Bevölkerung relativ homogen verteilt ist, bestehen große Unterschiede in der Wahrnehmung von Risiken. Insbesondere Frauen und Personen ohne Hochschulabschluss schätzen das Risiko aller Maßnahmen generell etwas höher ein als Männer beziehungsweise Akademiker:innen; auch ältere Personen bewerten diese grundsätzlich als riskanter. Technologien, die auf ein nachhaltiges Wirtschaften und eine autonome Energieversorgung abzielen, werden nützlicher eingeschätzt als beispielsweise Maßnahmen zur Verstaatlichung der Energieversorgung. Die zunehmende Verbreitung von Robotern wird in der Bevölkerung eher kritisch gesehen: Allein Pflegeroboter beinhalten demnach ein deutliches Nettorisiko (die Differenz von Nutzen- und Risikowert, hier – 2,2); bei Baurobotern wird ein Nutzen nur geringfügig höher als ihr Risiko wahrgenommen (+ 0,3).

Wohnen im Grünen bleibt Ziel

Am wichtigsten sind den Befragten für Miete oder Kauf die Bezahlbarkeit und inzwischen auch die Energieeffizienz von Wohnraum. Aber trotzdem zeigen die Wohnpräferenzen der Deutschen eine erstaunliche Stabilität: Das Einfamilienhaus im Grünen ist seit Jahrzehnten eines der wichtigsten Statussymbole und bleibt der Lebenstraum vieler. Die Ziele der Innenraumentwicklung und Nachverdichtung von Städten entsprechen nicht den Wohnpräferenzen der deutschen Bevölkerung, die lieber in grüner und ruhiger Umgebung wohnen möchte. Das zeigt das TechnikRadar 2023: „Ruhe“, „Nähe zur Natur“ und „Balkon“ sind den meisten sehr wichtig. Trotz des steten Zuzugs in Großstädte liegen die damit verknüpften Merkmale „Nähe zum Stadtzentrum“ und „Öffentliche Plätze zum Austausch“ auf den hinteren Plätzen, unabhängig von Geschlecht und Einkommen. Die befragten Altersgruppen unterscheiden sich stark darin, wie sie wohnen wollen: Während die 16- bis 34-Jährigen besonders viel Wert auf den Preis legen, sind ihnen öffentliche Plätze zum Austausch nur unterdurchschnittlich wichtig. Bei den über 65-Jährigen werden diese und die Nähe zum Stadtzentrum aber vergleichsweise als wichtig eingeschätzt. Kurze Wege und nachbarschaftlicher Austausch werden im Alltag wichtiger.

Einschränken bei Heizung und Warmwasser

Eine verknappte Versorgung und steigende Preise bei Erdöl und Erdgas beschäftigten die Deutschen während des Befragungszeitraums sehr. Grundsätzlich sehen 90 % von ihnen Einsparmöglichkeiten durch eigene Verhaltensänderungen. Die Mehrheit, rund ein Drittel, sieht das größte Einsparpotenzial bei Heizung und Warmwasser. Es folgen Einsparungen in den Bereichen „Mobilität/Reisen“ und „Stromverbrauch“. Jeder Zehnte meint hingegen, in keinem der genannten Bereiche Energie sparen zu können, darunter überproportional oft Menschen über 65 Jahren. Dagegen sehen nur rund 5 % der 16- bis 34-Jährigen in keinem Bereich Einsparpotenzial. Aber selbst wenn Einsparmöglichkeiten gesehen werden, liegen diese für mindestens jeden Fünften bei maximal 10 %. Dies ist eine Angabe, die im sensiblen Wärmebereich bei den über 65-Jährigen fast jeder Zweite macht. Wenn der Bereich Heizung/Warmwasser als Bereich mit den größten Einsparmöglichkeiten genannt wurde, liegt der Durchschnittswert des geschätzten Einsparpotenzials bei 20,4 %, analog sind es beim Stromverbrauch 20,2 %. Bei Mobilität/Reisen wurden im Durchschnitt 32,1 % als mögliche Verbrauchsreduktion angegeben.

Geräteaustausch bietet Potential

Alte Geräte sind oft Energiefresser und die Anschaffung neuer Geräte amortisiert sich häufig schnell. Dadurch sind sie ein probates Mittel, um mittelfristig die Energiekosten dauerhaft zu senken. Eine Reduzierung des Stromverbrauchs durch neue Geräte ist für mehr als 40 % der Befragten der Bereich, in dem am meisten Energie eingespart werden kann. Dagegen wird die Wirksamkeit neuer Geräte und deren Beitrag zur „Wärmewende“ von den Deutschen als erstaunlich gering wahrgenommen. Jedoch gibt bei den über 65-Jährigen jeder Fünfte an, durch neue Geräte überhaupt keine Energie einsparen zu können. Dies sind doppelt so viele wie bei den 16- bis 34-Jährigen. Durchschnittlich wird als mögliche Energieeinsparung im Strombereich durch neue Geräte eine geschätzte Verbrauchsreduktion von 22,0 % angegeben. Das wahrgenommene Potenzial liegt in diesem Bereich etwas höher als bei Verhaltensänderungen (20,2 %). Auch im Bereich Heizung/Warmwasser wird das Einsparpotenzial durch neue Geräte höher eingestuft als das durch Verhaltensänderungen (26,9 % versus 20,4 %). Bei Mobilität und Reisen ist das umgekehrt: Hier wird die mögliche Verbrauchsreduktion durch Verhaltensänderungen als größer angesehen als die durch neue Geräte (32,1 % versus 20,6 %).

Geld für neue Geräte vorhanden

Wie viel Geld könnten die Deutschen in sparsamere Geräte investieren, falls sich die Investition nach zehn Jahren amortisiert? Im Durchschnitt stehen hier laut unserer Befragung pro Person knapp 5.200 Euro zur Verfügung. Die Verteilung ist allerdings sehr unterschiedlich: Fast jeder Vierte sieht sich nicht in der Lage, mehr als 100 Euro in neue Geräte zu investieren, bei etwas über der Hälfte sind es weniger als 1.500 Euro. Die Verteilung der Budgets spiegelt die ungleiche Einkommenssituation wider. Besonders deutlich wird dies im Vergleich der Einschätzungen von Männern und Frauen. Bei Männern fällt mit 6.600 Euro das Budget für potenzielle Investitionen fast doppelt so hoch aus wie bei Frauen (3.770 Euro). Auffällig ist, dass bei fast 15 % der Personen, die ein Haushaltseinkommen von mehr als 5.000 Euro pro Monat angeben, die verfügbare Summe bei weniger als 100 Euro liegt. Andererseits geben 30,3 % der Befragten in dieser Gruppe sogar eine mögliche Investition von über 10.000 Euro an. Das verfügbare Budget steht in deutlichem Zusammenhang mit dem Bereich, in welchem am meisten Energie eingespart werden kann: Personen, die den Strombereich genannt haben, gaben mit durchschnittlich 8.560 Euro ein deutlich höheres Budget an als der Rest.

Hausbesitzer:innen setzen auf Solartechnik

Die Mehrheit der Hauseigentümer:innen gibt an, in der nächsten Zeit eine Sanierungsmaßnahme durchzuführen, nur 21 % tun dies nicht. Fast die Hälfte (46 %) plant, als Nächstes eine Photovoltaikanlage zu installieren, knapp ein Drittel will ihr Haus mit einer Solarthermieanlage ausrüsten (32 %). Fast ebenso viele planen kleine Optimierungen (31 %), wie zum Beispiel neue Thermostate. Je wichtiger die Begrenzung der Klimaerwärmung eingestuft wird, umso häufiger werden Sanierungsmaßnahmen geplant, insbesondere ist die Installation einer Photovoltaikanlage geplant. Dennoch: Sogar zwei Drittel derer, die eine Reduktion der Klimaerwärmung für sehr unwichtig halten, planen eine Maßnahme. In der Gruppe, die eine Reduktion für wichtig hält, sind es 87 %. Durchschnittlich geben die Hausbesitzer:innen an, für energetische Sanierungsmaßnahmen, die sich innerhalb von zehn Jahren amortisieren würden, ein Budget von rund 13.250 Euro zur Verfügung zu haben. Personen, die die Begrenzung der Klimaerwärmung besonders wichtig finden, planen zwar häufiger Sanierungsmaßnahmen, haben aber dafür kein höheres Budget. Ein Viertel gab allerdings auch an, nur weniger als 500 Euro investieren zu können. Beides zu wenig, um die teuren geplanten Maßnahmen finanzieren zu können.

Mieter:innen schauen auf Kostenersparnis

Die energetische Sanierung eines Hauses reduziert einerseits die Energiekosten für die Mieter:innen, andererseits erhöht sie für die Eigentümer:innen den Wert der Immobilie. Zusätzlich ergeben sich aus der Sanierung möglicherweise Komfortgewinne für den Mieter. Doch darüber, wie sehr sich diese an den Sanierungskosten beteiligen sollen, wird in Politik und Gesellschaft fortlaufend gestritten. Das TechnikRadar 2023 hat deshalb untersucht, in welchem Ausmaß Mieter:innen bereit sind, sich an den Sanierungskosten zu beteiligen, wenn dadurch der eigene Energieverbrauch sinkt. Die Hälfte der befragten Mieter:innen wäre bereit, infolge einer Sanierung eine Mieterhöhung in Höhe der eingesparten Energiekosten zu akzeptieren. Eine Mieterhöhung, die höher als die eingesparten Energiekosten ist, finden jedoch nur 12,2 % der Befragten akzeptabel, rund ein Drittel (37,7 %) sind nur bereit, sich in geringerem Maß als den eingesparten Energiekosten an den Kosten einer Sanierung zu beteiligen. Leicht höher fällt die Beteiligungsbereitschaft bei Akademiker:innen und Personen mit besonders hohem Haushaltseinkommen aus.

Furcht vor Arbeitsplatzverlust bleibt

Fast die Hälfte aller Unternehmen hat 2022 eine Beeinträchtigung ihrer Geschäfte durch Personalmangel gemeldet. Hier versprechen zunehmende Digitalisierung und technische Lösungen Abhilfe. Große Potenziale liegen in der Automatisierung auf der Baustelle. Zudem sind schon ganze Häuser mit 3D-Druckverfahren errichtet worden. Positive Folgen durch den Einsatz von Robotern im Bauwesen werden im Durchschnitt als etwas wahrscheinlicher eingeschätzt als negative Folgen. Besonders sehen die Befragten Vorteile in verringerten Kosten und kürzeren Bauzeiten sowie in einer möglichen Antwort auf den Fachkräftemangel. Dennoch steht die Sorge vor dem Verlust von Arbeitsplätzen im Vordergrund, während die Zunahme von Arbeitsunfällen als eher unwahrscheinlich eingestuft wird. Höhere Einkommensgruppen erwarten bei stärker automatisierten Bauprozessen vor allem durch die Verringerung von Bauzeiten und -kosten einen Beitrag zur Lösung des Wohnungsmangels. Demgegenüber befürchten die geringer Verdienenden den Verlust von Arbeitsplätzen durch den Einsatz von Baurobotern.

Smart Home Nutzung nimmt zu

Smart Home-Geräte, die den Wohnkomfort erhöhen sollen, werden immer beliebter – Beleuchtung und Heizung, die per App oder Sprache gesteuert wird, aber auch autonome Roboter, die saugen oder mähen, halten Einzug in deutsche Haushalte. Im Vergleich zum TechnikRadar 2018 hat sich die Nutzung von Smart Home-Technologie bei den Befragten in Deutschland mehr als verdoppelt: Gaben 2018 noch 8 % eine Nutzung an, so waren es in der aktuellen Befragung bereits 21 %. Vor allem der Anteil der sie nutzenden Frauen hat sich seither in allen Altersgruppen ungefähr verdreifacht. Auch bei den sonst eher weniger technikaffinen über 65-Jährigen gibt rund jeder Fünfte an, Smart Home-Geräte zu nutzen. Als Hauptvorteil in allen Altersgruppen gilt die Hoffnung, mit Smart Home-Geräten im Alter länger selbstständig leben zu können und die Sicherheit vor Einbrüchen zu erhöhen. Datenschutz ist neben „Schutz vor Hackern“ die Top-Voraussetzung für die Nutzung von Smart Home-Anwendungen. Dennoch fürchten sich viele vor entstehenden Herstellerabhängigkeiten und Kontrolle durch Internetkriminelle.

Gute Aussichten für Smart City

Die fortschreitende digitale Transformation weckt Hoffnungen auf eine gute Vernetzung unterschiedlicher Bereiche, beispielsweise einer besseren Stadtplanung durch digitale Baudaten. Ein wichtiges Element von Smart Cities sind sogenannte City-Dashboards. Diese sollen Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Kommunen einen kontinuierlichen Einblick in Informationen der Stadtentwicklung, der Energienachfrage oder der Nutzung von Transportangeboten geben. Mehr als die Hälfte der Befragten zeigen eine hohe Bereitschaft, zu diesem Zweck ihre Daten über Energieverbrauch, Gebäude (zum Beispiel Baujahr, Sanierungszustand, Ausstattung) und/oder ihre Mobilität in anonymisierter Form weiterzugeben. Anders sah es im TechnikRadar 2022 bei den als sensibler wahrgenommenen Gesundheitsdaten aus. Entgegen den Trends in den anderen Altersgruppen sind besonders Frauen in der Altersgruppe 16 bis 34 stärker als Männer dazu bereit, ihre Daten zu teilen. Und das obwohl ihr Interesse an einer Nutzung fast zehn Prozentpunkte geringer ist als das der Männer in dieser Altersgruppe. Erwartbar wirkt sich das Alter auch auf das Nutzungsinteresse in diesem Handlungsfeld aus. Mit steigendem Alter nimmt es deutlich ab: Während von den 16- bis 34-Jährigen 61 % ein solches Angebot nutzen wollen, sind es bei den über 65-Jährigen nur 34 %.

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