Körber History Forum, Mai 2018
Der Wert Europas mit dem Blick in die Geschichte

Das Spannungsverhältnis von Politik und Geschichte stand im Mittelpunkt des Körber History Forum 2018. Zu den Rednern zählten u.a. der frühere finnische Außenminister und Vorsitzende von »Historians Without Borders« Erkki Tuomioja, die Soziologin Éva Kovács von der Ungarischen Akademie der Wisssenschaftendie politische Anthropologin Esra Özyürek von der London School of Economics, der Historiker Philipp Ther von der Universität Wien, sowie der türkische Historiker İlber Ortaylı.
»Wir sehen überall auf der Welt, dass ein freies und demokratisches Gemeinwesen etwas sehr Zerbrechliches ist«, sagte Thomas Paulsen, Vorstand der Körber-Stiftung zur Eröffnung der zweitägigen Konferenz in Berlin, die internationale Wissenschaftler, Journalisten, Politiker, Intellektuelle und Geschichtsvermittler zum dritten Mal zusammenbrachte. »Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, sie muss gehegt und gepflegt werden, sie muss gegen ihre Feinde verteidigt werden, aber sie muss sich auch weiterentwickeln, sie muss im Laufe der Zeit auch immer wieder neu begründet und neu ausgehandelt werden.«
Streitfall Migration
Woher rühren die aktuellen Vorbehalte gegen Zuwanderung in der EU und wie wurde Integrationsängsten in der Geschichte begegnet? Am Rande des Körber History Forums erläuterten der Historiker Philipp Ther von der Universität Wien und der ehemalige Botschafter Ungarns in Berlin, Gergely Prőhle, ihre Position in der aktuellen Debatte.
Beide haben diese Frage lebhaft auf der Bühne des Körber History Forums 2018 in Berlin diskutiert und vertiefen an dieser Stelle ihre Argumentation.

Philipp Ther ist sich sicher, dass Migration die europäische Geschichte durchzieht, auch wenn man zwischen Fluchtmigration, Arbeitsmigration und anderen Formen der Migration unterscheiden sollte. Angst und Ablehnung waren dabei schon immer ein Grundmotiv, dabei haben in der historischen Perspektive die Aufnahmeländer langfristig fast immer profitiert.

Gergely Pröhle erklärt die Vorbehalte in den mittel- und osteuropäischen Ländern, Flüchtlinge aufzunehmen, damit, dass man dort diese Erfahrungen mit Migration nicht gemacht habe. Er würde gern die parlamentarische Mehrheit des ungarischen Volkes darüber entscheiden lassen, wer in Ungarn lebt.
Fotogalerie
Fotos: David Ausserhofer