Karsten Danzmann – Körber-Preisträger 2017

Der deutsche Physiker und sein Team entwickelten die Schlüsseltechnologien, darunter hochpräzise Laser, mit denen Detektoren in Amerika 2015 erstmals direkt Gravitationswellen nachweisen konnten. Damit haben Astronomen buchstäblich ein neues Fenster zum Kosmos aufgestoßen, denn bislang konnten sie das Weltall nur mit Hilfe elektromagnetischer Wellen erforschen –Licht, Radio-, Röntgen- oder Gammastrahlung. »Nun hat uns die Schwerkraft gleichsam ihren eigenen Boten geschickt – die Gravitationswellen«, sagt Danzmann. »Sie eröffnen die Ära der Gravitationswellen-Astronomie, die bahnbrechend neue Erkenntnisse verspricht, da 99 Prozent des Universums dunkel sind«. Mit den Mitteln des Körber-Preises will Danzmann unter anderem die Lasertechnik für erdgestützte Detektoren weiter verfeinern.
Im Herbst 2015 gelang einem weltweiten Team von Physikern eine Sensation: In den amerikanischen LIGO-Detektoren konnten sie erstmals direkt Gravitationswellen nachweisen. Dass Gravitationswellen existieren, hatte Albert Einstein bereits 1916 theoretisch vorhergesagt. Gemäß seiner Relativitätstheorie entsteht Schwerkraft dadurch, dass eine Masse die vierdimensionale Raumzeit krümmt. Diese kann man sich als straff gespannte Gummimatte vorstellen. Legt man eine schwere Kugel darauf, beult diese nach unten aus – die Raumzeit krümmt sich. Rollt danach in der Nähe eine kleinere Kugel vorbei, so wird deren Bahn durch die Delle der schweren Kugel abgelenkt. Diese Bahnabweichung ist die Wirkung der Schwerkraft in der Raumzeit.
Die enorme Messpräzision der LIGO-Laser ist das Hauptverdienst des Danzmann-Teams. In Hannover betreiben die Forscher den Detektor GEO600, dessen Arme 600 Meter lang sind. In diesem haben die Physiker die Laser und Messapparaturen in jahrzehntelanger Arbeit auf höchste Präzision getrimmt. So sind etwa die optischen Systeme als Pendel aufgehängt, um Erschütterungen abzufangen. Zur Verstärkung werden sowohl der Laserstrahl als auch gemessene Signale im System recycelt. Dies hat die Messempfindlichkeit nochmals verzehnfacht. Diese zunächst für die Grundlagenforschung entwickelten Technologien werden inzwischen auf vielen Feldern ganz praktisch eingesetzt, so zum Beispiel in Erdvermessungssatelliten und in der Datenkommunikation.
Karsten Danzmann ist 62 Jahre alt und Direktor des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik. Parallel dazu lehrt er seit 1993 als Professor an der Leibniz-Universität Hannover und leitet dort das Institut für Gravitationsphysik. Der Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2017 wurde ihm am 7. September im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses überreicht.
|
|
|
|
|
|
|
|
Bericht von der Preisverleihung
Das Universum hören
Zwei verschmelzende Schwarze Löcher haben vor mehr als einer Milliarde Jahren ein Signal ausgesendet. 2015 wurde es auf der Erde empfangen. Es waren keine elektromagnetischen Wellen, es war ein Signal der Schwerkraft, also Gravitationswellen. Die hatte Albert Einstein zwar im Rahmen seiner Relativitätstheorie bereits vor gut 100 Jahren vorausgesagt, aber auch gleich behauptet, sie seien so schwach, dass man sie niemals nachweisen könne. Dass dieses Zusammenspiel von kosmischen Kräften und menschlichem Geist am Ende doch noch gut ausging, ist dem Astrophysiker Karsten Danzmann zu verdanken. Er sei hartnäckig, wie er selbst behauptet. Das war eine Voraussetzung, um beim jahrelangen Lauschen ins Universum nicht zu verzagen. Schließlich hatte die Wissenschaft mit den von ihm erfundenen Schlüsseltechnologien Erfolg. 2015 gelang in Amerika nicht nur der Nachweis von Gravitationswellen, sie ließen sich innerhalb des kosmischen Rauschens sogar hörbar machen.
Foto-Galerie
Fotos: David Ausserhofer
Videos
Preisverleihung am 7. September 2017 im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses
Karsten Danzmann im Gespräch mit Ranga Yogeshwar
Filmisches Porträt
Lecture2Go: Gravitational Waves: We can hear the Universe!
weitere Fotos zum Download
Die folgenden Fotos können im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über den Körber-Preis mit dem jeweils angegeben Fotocredit honorarfrei veröffentlicht werden.

Künstlerische Darstellungen der geplanten Weltraummission LISA
Foto: Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik/Milde Marketing/exozet
Download (JPG)

Simulation der ersten von LIGO beobachteten verschmelzenden Schwarzen Löcher
Foto: MPI für Gravitationsphysik, Hannover
Download (JPG)

Panorama des 10-Meter-Prototypen-Interferometers
Foto: H. Lück/Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik
Download (JPG)
Fotos zum Download
Fotos von der Verleihung des Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2017 an Karsten Danzmann im Hamburger Rathaus am 7. September 2017.
Die Fotos können im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über den Körber-Preis mit dem Fotocredit: Körber-Stiftung/David Ausserhofer honorarfrei veröffentlicht werden.

Dr. Lothar Dittmer, Vorsitzender des Vorstands der Körber-Stiftung (re.), und Prof. Dr. Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (li.), überreichen Karsten Danzmann den Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2017
Download (JPG)

Körber-Preisträger Karsten Danzmann im Gespräch mit Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar
Download (JPG)

Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar neben einer Grafik, die die Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher illustriert
Download (JPG)

Preisverleihung am 7. September 2017 im Hamburger Rathaus
Download (JPG)
weitere Fotos
Die folgenden Fotos können im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über den Körber-Preis mit dem Fotocredit: Körber-Stiftung/Friedrun Reinhold honorarfrei veröffentlicht werden.

Download (JPG)

Download (JPG)

Download (JPG)

Download (JPG)

Download (JPG)

Download (JPG)

Download (JPG)