»Wir können nicht verhindern, dass es Menschen gibt, die sich in die moderne, offene, pluralistische Gesellschaft schlecht einordnen«, sagte Zafer Şenocak in einem Interview mit Liane von Billerbeck am 16. Dezember 2014 im Deutschlandradio Kultur.
Şenocak, der sich bereits 2011 in seinem in der edition Körber-Stiftung erschienenen Buch »Deutschsein. Eine Aufklärungsschrift«, eingehend mit der Thematik einer fehlenden positiven Definition der deutschen Identität auseinandergesetzt hat, sieht auch die aktuellen Ereignisse in Dresden als eine Folge dieser grundsätzlichen Verunsicherung. Es existiere eine »Identitätslücke«, die bei manchen zu einem diffusen kulturellen Verlustgefühl führe und eine Abwehrhaltung erzeuge. Gleichzeitig warnte er davor, die Demonstranten pauschal mit einem antidemokratischen Bann zu belegen, sondern »die Entwicklung in Teilen Deutschlands, vor allem im Osten, wirklich endlich ernst zu nehmen«. Er betonte, dass die Demokraten und jene, die eine offene Gesellschaft befürworten, zusammen stehen, aber auch das Gespräch mit den Protestierenden darüber suchen sollten, was Demokratie genau bedeutet – im Zweifel müsse eine offene Gesellschaft diese Verunsicherung aber auch einfach aushalten können.
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