Foto: Körber-Stiftung/Marcel Schwickerath

Jugendworkshop eCC23: Geschichten des Widerstands in Spielen

Was passiert, wenn man eine Gruppe Jugendlicher in kürzester Zeit Spiele entwerfen lässt, die sich mit ihrer Interpretation von Erinnerung und Widerstand befassen? Im Rahmen unserer diesjährigen eCommemoration Convention haben wir es ausprobiert.

Ziel unserer eCommemoration Convention ist auch, mit jungen Menschen in Kontakt zu kommen und sie für moderne Erinnerungskultur zu begeistern. Dabei begegnen wir ihnen dort, wo sie sich tummeln – in Spielen. Im Zuge unserer diesjährigen Veranstaltung gab es daher einen Jugendworkshop. Mit „Geschichten des Widerstands in Spielen“ zeigten wir interessierten Jugendlichen, was Erinnern eigentlich bedeutet und wie sie selbst zur Erinnerungskultur beitragen können. Dazu haben wir die Klasse 10a des Helmut-Schmidt-Gymnasiums ins Hamburger eSport Center „PlayBay“ eingeladen.

  • Fotos: Körber-Stiftung/Marcel Schwickerath

Mit Hilfe von Open-Source-Tools zum eigenen Spiel

Die beiden Medienpädagog:innen Vera Marie Rodewald und Thilo Lübke von der Initiative Creative Gaming e.V. nahmen die Schüler:innen mit auf eine Reise der kreativen Exploration. Ziel des Workshops war es, Point-and-Click-Spiele zu entwerfen. Als Inspiration diente ihnen dabei „Through the Darkest of Times“ – ein geschichtliches Videospiel, das die Bemühungen einer Widerstandsgruppe aus Berlin während der Nazi-Zeit behandelt.

Zu zweit ging es für die Jugendlichen an die Arbeit. Mit dem Open-Source-Tool „Twine“ sollten sie ihre eigenen Geschichten des Widerstands entwerfen. Dabei entwickelten sie nicht nur Spiele. Vielmehr diskutierten sie anhand von Alltagsbeispielen Probleme unserer Zeit, warfen aktuelle gesellschaftliche Diskurse auf und ließen persönliche Erlebnisse einfließen. Am Ende entstanden Spiele, die die Unterdrückung von Frauen im Iran debattieren, die sich mit Antisemitismus und dem Machtmissbrauch von Lehrenden beschäftigen, Geschichten über Rassismuserfahrungen und Identitätssuche.

Wie Spiele dabei helfen, aktuelle Diskurse zu führen

In kürzester Zeit schafften es die Schüler:innen Spiele zu entwerfen, die ein Spiegelbild unserer Zeit darstellen. Bemerkenswert ist dabei nicht nur ihr selbstverständlicher Umgang mit der Technik. Die jungen Menschen bewiesen ihre ganz eigene Interpretation von Widerstand, die von klaren Moralvorstellungen dieser Welt gekennzeichnet ist. Sie zeigen, welches Potential Games haben, um aktuelle Diskurse in neuen Formaten zu führen – abseits von Museen und Denkmälern. Moderne Technologien bieten neue Möglichkeiten der Geschichtsschreibung an, die inklusiver, individueller und interaktiver ist.

Das Vermögen digitaler Spiele, Geschichte, Werte und Normen zu vermitteln, ist enorm. In einer Zeit, in der Gaming eine allgegenwärtige und einflussreiche Form der Unterhaltung für Jugendliche und Erwachsene ist, nutzten die Schüler:innen des Helmut-Schmidt-Gymnasiums dieses Medium, um Geschichten des Widerstands, des Widerspruchs, aber auch der Hoffnung zu erzählen. Sie beweisen damit, dass Gaming ein Werkzeug für Veränderung sein kann, eine Möglichkeit, Verständnis und Empathie zu fördern und eine Plattform, um andere dazu zu inspirieren, Stellung zu beziehen. Denn Geschichte ist nicht statisch, sie ist nicht in Stein gemeißelt. Geschichte ist vielmehr lebendig, und sie kann mitgestaltet werden.