„Shattered Image of Oneself“ © Khaled Barakeh

© Khaled Barakeh

Tage des Exils Berlin

Vom 08. September bis zum 09. Oktober 2023 fanden die Tage des Exils erstmals in Berlin und in Kooperation mit der Stiftung Exilmuseum Berlin statt. 50 Veranstaltungen zum Thema Exil luden dazu ein, historischen und aktuellen Erfahrungen von Exil nachzugehen und über die Bedeutung von politischer Verfolgung und Flucht sowie von Zugehörigkeit, Fremdheit und Entwurzelung zu reflektieren. Gemeinsam mit zahlreichen Partnern – Kinos, Museen, privaten Initiativen, städtischen Einrichtungen und Stiftungen – haben wir an 45 Orten in Berlin ein vielseitiges Programm erstellt.

Eröffnet wurden die Tage des Exils mit der Langen Nacht des Exils in Kooperation mit der Akademie der Künste, Berlin. Schirmherrin Herta Müller hielt die Rede zum Exil. Diskussionen, Lesungen und die Verleihung des Exile Visual Arts Award rundeten den Abend in der Akademie der Künste am Hanseatenweg ab.

Allen, die zu dem facettenreichen Programm der Tage des Exils beigetragen haben, sprechen wir unseren herzlichen Dank für ihr Engagement aus.

Unser Kooperationspartner

Stiftung Exilmuseum Berlin

Die 2018 gegründete Stiftung Exilmuseum Berlin setzt sich dafür ein, am Berliner Anhalter Bahnhof ein Exilmuseum als zentrale Plattform für das Thema zu gründen. Es fokussiert auf das Exil 1933-1945, schlägt dabei aber zugleich die Brücke zur Gegenwart. Über die medial und szenografisch gestaltete Nahsicht auf individuelle Exilbiografien sollen übergeordnete Fragen der Gegenwart wie das Eintreten für Demokratie, Menschen- und Freiheitsrechte verhandelt werden. Seit 2023 bietet die Stiftung an ihrem Interimsstandort „Werkstatt Exilmuseum“ in einer Mischung aus Labor, Ausstellung und Forum bereits jetzt einen Diskurs- und Begegnungsort, der zur partizipativen Mitgestaltung einlädt.

Die Schirmherrin: Herta Müller

Herta Müller war Schirmherrin der Tage des Exils Berlin 2023. Die in Rumänien geborene Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin ging 1987 ins Exil nach Deutschland. Sie drängt darauf, Erfahrungen von Exil sichtbar zu machen, und ist Schirmherrin des in Gründung befindlichen Exilmuseums Berlin. 2016 hatte die Literaturnobelpreisträgerin bereits in Hamburg die Schirmherrschaft der Tage des Exils inne.

Herta Müller
Herta Müller Foto und © David Ausserhofer

„Wer nach 1933 aus Deutschland ins Exil entkommen konnte, galt nach 1945 nicht als Opfer der Nazidiktatur, sondern als jemand, der sich retten konnte. Sogar als jemand, der die Schrecken des Krieges nicht miterleben musste.

Es gibt in der Erinnerungslandschaft Deutschlands leider bis heute keinen Ort, der zeigt, was das Wort Exil tatsächlich bedeutet. Wie das ist, wenn jemand mit nichts als Angst im Kopf fliehen und alles zurücklassen muss – auch die liebsten Menschen.

Schon 1933 begann die Flucht ins Ungewisse. Die Ankunft in der Fremde war und blieb oft endlose Armut und Einsamkeit, die Sprachbarriere zunächst bei jedem Schritt im Alltag. Der Verdacht der Behörden blieb, und das undurchschaubare Hin und Her der Zufälle blieb. Mehr als 500.000 Deutsche sind diesen Weg wegen politischer oder rassistischer Verfolgung gegangen. Viele davon gingen den Nazis doch noch in die Falle, weil auch das Land des Exils von den Nazis besetzt wurde.

Während der Tage des Exils werden diese Geschichten von damals und von heute erzählt. Schon eine von vielen Biografien aus der Türkei zeigt, was es bedeutet, wenn ein Journalist wie Can Dündar mit einem Koffer fliehen, seinen Besitz, seine liebsten Menschen zurücklassen muss. Wie entscheidend es ist, dass er in Deutschland aufgenommen und geschützt wird, statt womöglich lebenslänglich im Gefängnis zu sein.

Die Tage des Exils sind ein temporäres Exilmuseum, zugleich aber auch ein starkes Plädoyer für ein permanentes Exilmuseum. Ich freue mich sehr, dass sie in diesem Jahr zum ersten Mal in Berlin stattfinden.“

Herta Müller

Rede zum Exil von Herta Müller

Rede zum Exil der Schirmherrin Herta Müller

Zur Rede zum Exil von Herta Müller.

Das Key Visual von Künstler Khaled Barakeh

„Shattered Image of Oneself“
„Shattered Image of Oneself“ © Khaled Barakeh

Das Key Visual der Tage des Exils Berlin auf dem Cover des Programmheftes stammt von Khaled Barakeh, einem in Berlin lebenden syrischen Konzeptkünstler, Kulturaktivisten und kreativen Vermittler. Er absolvierte ein Studium der Malerei an der Fakultät für Bildende Künste in Damaskus (2005), einen Master of Fine Arts der Odense Funen Art Academy (2010) und eine Meisterschule an der Städelschule in Frankfurt a. M. (2013).

Seine Arbeit basiert darauf, Momente der Dissonanz und offenkundiger Ungerechtigkeit in politischen und sozialen Strukturen umzugestalten. Er erreicht dies durch Manipulation sofort erkennbarer Objekte und bereits existierender Bilder. Als Leiter von coculture e. V. verbindet er Kunst, Aktivismus und Community-Work und unterstützt Künstler:innen im Exil.

Sein Kunstwerk „Shattered Image of Oneself“ ist Teil des „Design of Necessity“, einem ortsspezifischen partizipativen Kunstprojekt, und einer Ausstellung, die 2022 in der Marienkirche in Kopenhagen stattfand. Die Werke in „Design of Necessity“ zeigen die kreativen, alltäglichen Praktiken, die Syrer:innen mit gewöhnlichen Gegenständen entwickelt haben, während sie unter der Belagerung in Kellern, Notunterkünften und kargen Verstecken leben mussten.

Das abgebildete Werk ahmt die Technik nach, bei der Spiegel in Scherben zerbrochen und an der Innenseite von Satellitenschüsseln angebracht werden, um Lebensmittel zu erhitzen. Die in der Serie entstandenen Porträts zeigen das zerstörte Bild, das die Bevölkerung Syriens nach Jahren der politischen Unterdrückung, der Belagerung, des Hungers, des gewaltsamen Verschwindens und der Zwangsumsiedlung von sich selbst und ihren Gemeinschaften hat.

Khaled Barakeh
Khaled Barakeh © Khaled Barakeh

Unsere Medienpartner

Der Radiosender rbb Kultur und die Nachrichtenplattform Amal, Berlin! begleiten die Tage des Exils als Medienpartner.

rbb Kultur Amal, Berlin!

Tage des Exils Berlin: Das Programmheft zum Download