Tage des Exils 2018: Berichte

»King of Mutapa« – Starker Auftritt gegen Afrikas Diktatoren
Am Anfang ist die Bühne dunkel, der Raum von Räucherstäbchen-Geruch und der sphärischen Musik von Björn Norrgård erfüllt. Als die Scheinwerfer angehen, sieht man, dass der Musiker ein Kuhfell trägt und Schellen an den Füßen hat, mit denen er klimpert. Der Schauspieler Silvanos Mudzvova kommt tanzend und singend mit Kopfschmuck und im Zebrafell auf die Bühne, die mit herbstlichen Blättern bedeckt ist. Der simbabwische Bühnenautor und Aktivist Silvanos Mudzvova war mit seinem satirischen Ein-Personen-Stück »King of Mutapa« zu Gast im Lichthof-Theater. Die Veranstaltung wurde von Aid A – Aid for Artists in Exile e.V. organisiert.

Jüdische Küche in Hamburg und in der Emigration
Der Titel klingt fast ein wenig bescheiden: »Das Jüdische Kochbuch aus Hamburg«. Tatsächlich ist dieses Buch, herausgegeben von Gabriela Fenyes, Barbara Guggenheim und Judith Landshut mehr als eine Aneinanderreihung von Rezepten und Zutaten. Es ist zugleich Anekdotensammlung, Erinnerungsbuch und Geschichtsbuch, das einen Teil der jüdischen Geschichte des letzten und aktuellen Jahrhunderts präsentiert. Die Vorstellung des Werks fand im gut besuchten Nienstedtener »Landhaus Baur«statt. Partner waren die Hermann Reemtsma Stiftung und das Institut für die Geschichte der deutschen Juden.

Der Fluch eines Flüchtlings
Im Bürgerhaus Lenzsiedlung trugen die beiden syrischen Brüder Ahmad und Hussam Al Zaher Texte aus der Anthologie »Fluchtpunkt Hamburg – Texte im Exil« vor. Sie lasen auf Arabisch, weil sie sich das Deutsche noch nicht so recht zutrauen. Melodiös hörte sich das an, für die meisten im Publikum ungewohnt. Reimer Boy Eilers vom Hamburger Verband deutscher Schriftsteller (VS) las die Passagen anschließend auf Deutsch. Eilers, der die Veranstaltung auch moderierte, ist einer der Herausgeber der Anthologie. Der VS habe den geflüchteten Schriftstellern, Journalisten und Bloggern eine Stimme geben wollen, sagt er.

Zurück auf null
Hakan Mertcan und seine Frau Jona mussten die Türkei Hals über Kopf verlassen, weil der junge Professor einen Friedensappell an Präsident Erdoğan unterschrieben hatte. Im Hamburger Rathaus sprachen die beiden über Meinungsfreiheit, Grundrechte und über ihr neues Leben im Exil. Gekommen waren zahlreiche Hamburger Schülerinnen und Schüler, die dem Bericht des Paares aufmerksam lauschten.

Science Slam Special – Flucht und Exil
Was haben Eichen in Afrika, Bananen im Hamburger Hafen und Türkisch im Matheunterricht mit Exil zu tun? Das erfuhren die Besucher des Science Slam im Haus 73. Dort slamten fünf junge Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen jeweils zehn Minuten rund um die Themen Flucht und Exil. Anschließend stellten sie sich dem Urteil des Publikums. Die Benefizveranstaltung fand im Rahmen der von der Körber-Stiftung initiierten »Tage des Exils« 2018 statt.
»Siegfried Landshut – Vertreibung, Exil, Rückkehr«

Im Rahmen der »Tage des Exils« hat der Historiker Rainer Nicolaysen, Leiter der Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte der Universität Hamburg, den Lebensweg von Siegfried Landshut nachgezeichnet. Landshut ist einer der prominenten historischen Exilanten, die die Veranstaltungsreihe in den Blick nimmt. In seinem Vortrag beleuchtete Nicolaysen das Schicksal und die wissenschaftliche Leistung Landshuts gleichermaßen. Weil Landshut Jude ist, wird er 1933 von der Hamburger Uni entlassen und muss aus Deutschland fliehen. Nach dem Krieg kehrt er an seine alte Wirkungsstätte zurück – und wird zum Mitbegründer der Politikwissenschaft in Deutschland. Nicolaysen freut sich, dass Landshut rechtzeitig zu seinem 50. Todestag im Dezember eine »Wiederentdeckung« erfährt – auch dank einer Ausstellung im Hamburger Institut für Sozialkunde, die das Leben und Wirken Landshuts in übersichtlicher Form aufbereitet.

„Jenseits der Rückkehr? Zusammenleben im Exil“ - Olga Grjasnowa und Ayham Majid Agha im Gespräch mit Doerte Bischoff
Identität, Arbeit, Zukunft: Darum kreiste das Gespräch der Schriftstellerin Olga Grjasnowa und der Schauspieler Ayham Majid Agha mit der Hamburger Literatur-Professorin Doerte Bischoff im Rahmen der Hamburger »Tage des Exils«. Die Schriftstellerin mit Wurzeln in Aserbeidschan und der Schauspieler und Regisseur aus dem syrischen Deir ez-Zor waren zu Gast im Haus 73 im Hamburger Schanzenviertel. Das Gespräch ist das zweite Event im Rahmen der von der Körber-Stiftung initiierten »Tage des Exils« – und der erste gemeinsame Auftritt des Künstlerpaares, das sich 2013 in Deutschland kennengelernt hat.