Zitate aus dem Exil:
Wie Antonio Ablon Hoffnung aus Otto Wels‘ Worten schöpft
Antonio Ablon: Menschenrechtsarbeit führte zu Morddrohungen
Der philippinische Bischof Antonio Ablon lebt seit Mai 2019 im Hamburger Exil. Auf seiner Heimatinsel Mindanao kämpfte das Oberhaupt der »Iglesia Filipina Independiente«, einer unabhängigen katholischen Glaubensrichtung, für Frieden sowie die Wahrung der Menschenrechte unterdrückter Minderheiten. Für sein Engagement erhielt der 46-Jährige im Laufe der vergangenen Jahre immer massivere Morddrohungen – mutmaßlich gelenkt oder zumindest toleriert von staatlicher Seite. Graffitis setzten ihn mit der »New People’s Army« (NPA) gleich, einer kommunistischen Untergrundbewegung, die sich gegen das Regime stellt. Als seine Beschwerden darüber ins Leere liefen, wusste er, dass er in seiner Heimat nicht mehr sicher war. Um sein Leben zu retten und seine Mission in die Welt zu tragen, folgte Antonio Ablon der Einladung der Seemannsmission Hamburg und der Nordkirche in die Hansestadt. Als Stipendiat der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte kann der Vater von zwei erwachsenen Söhnen hier seine politische Arbeit in einer mehrmonatigen Auszeit geschützt weiterführen. Er nutzt die Zeit intensiv, hält Vorträge, bloggt, knüpft Netzwerke mit anderen Kirchenverbänden und Gleichgesinnten.
Antonio Ablon erklärt, was er mit Otto Wels gemeinsam hat

Otto Wels: sozialdemokratischer Widerstand gegen die Nazis
Antonio Ablon wählte das Zitat des SPD-Politikers Otto Wels (1873-1939): »Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht«. Mit diesen Worten hatte Wels im März 1933 das »Nein« seiner Partei zum Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten begründet.
Er ging ins Exil nach Paris und organisierte von dort den Widerstand gegen die Nazis. Wie Otto Wels kämpft auch Ablon für Frieden und Menschenrechte in seiner Heimat und hofft, mit seinem Engagement andere zu inspirieren: »Natürlich habe ich Angst, meine Freiheit oder mein Leben zu verlieren – und das wird früher oder später passieren. Aber ein ehrbarer Mensch ist unsterblich. Er wird in denjenigen weiterleben, die ihn kannten und deren Leben durch ihn reicher wurde.«
Alle Protagonistinnen und Protagonisten:
Can Dündar Shahindha Ismail Mohammed Ghunaim
Antonio Ablon Zohre Esmaeli Omid Rezaee
Einblick ins Leben im Exil
Leben im Exil – was bedeutet das eigentlich für den Einzelnen? Menschen, die heute in Deutschland im Exil leben, zeigen uns ihre sehr persönliche Antwort auf diese Frage. Dafür haben sie Zitate historischer Exilierter ausgewählt, in denen sie sich besonders gut wiedererkennen. Die geteilten Erfahrungen im Exil überwinden Grenzen von Zeit, Kultur, Herkunft und Situation.
Vom 6. April bis zum 7. Mai 2021 laden die Tage des Exils mit 60 Veranstaltungen dazu ein, historische und aktuelle Sichtweisen von Flucht und Exil kennenzulernen.
Hier geht es zum Programm: www.tagedesexils.de